Strafen, Folter und Hinrichtungen

Zum Reden zwingen

Aus mehreren Grüden konnten Piraten sich dafür entscheiden, ihre Opfer zu foltern. Zum einem waren sie auf ihren Ruf bedacht: Alle sollten Glauben, dass sie skrupellos waren und jeden, der sich nicht sofort ergab, grausam niedermetzelten. Wenn sich hingegen ein Schiff ergab, nachdem die Piraten die Totenkopfflagge gehisst und einen Schuss vor Bug abgegeben hatten, würde seiner Besatzung zunächst nichts Schlimmes geschehen. Im Grunde waren Piraten nämlich darauf bedacht, es gar nicht erst zu einer Schlacht und zum Nahkampf kommen zu lassen, da sie dabei auch selber Verletzungen und den Verlust des angegriffenen Schiffs riskieren. Abgesehen davon setzten Piratenkapitäne Folter als Rache gegen die Behörden und Angehörige von Staaten ein, die besonders streng gegen Piraten vorgingen. Der wichtigste Grund für den Einsatz von Folter war, Gefangene auf diese Weise zu zwingen, das Versteck von Wertsachen preiszugeben. Um aus ihren Opfern das, was sie wissen wollten,herauszubekommen, setzten die Piraten einiges an Zeit, Energie und Erfindungsgeist ein. Wenn es ihnen darum ging, die an Bord des gekaperten Schiffs versteckten Kostbarkeiten zu finden, konnten weder Kapitän noch Besatzung oder Passagiere darauf hoffen, von ihren grausamen Verhörmethoden verschont zu bleiben.

Tanz um den Mast

Wenn Piraten viel Zeit hatten und ein bisschen Spass wollten, ließen sie ihr Opfer um den Mast tanzen. Ähnlich wie bei einem Spießrutenlauf wurde das Opfer dazu mit Entermessern, Degen, scharfen Werkzeugen und Ähnlichem gezwungen, den Mast zu umkreisen. Von den Piraten ständig gestochen, geschnitten und geschlagen, musste der Unglückliche Runde um Runde drehen. Der Schiffsmusikant begleitete den "Tanz" mit seiner Geige.

Woolding

Eine der wirksamsten Foltermethoden der Piraten wurde "Woolding" genannt - nach der Bezeichnung für die Methode des Festbindens von Tauen an einem Mast. Man benötigte dazu nur ein kurzes Seil, das um den Kopf des Opfers gelegt wurde. Die Enden des Seils wurden um einen Holzstab beknotet, den man nun im Uhrzeigersinn drehte, so dass sich das Seil immer enger um die Schläfen des Opfers spannte und die Augen aus den Höhlen zu platzen drohten.

In Eisen Legen

Eine bei Piraten gebräuchliche Bestrafung bestand darin, das Opfer an Hangelenken und Knöcheln mit Eisenschellen zu fesseln und in den Laderaum zu bringen. Die Strafe wurde häufig angewendet, wenn ein Pirat einen Kameraden bestohlen hatte oder wenn sich ein Gefangener weigerte, Geheimnisse zu verraten. Mitunder wurde der Bestrafte auch in Ketten an Deck liegen gelassen und so der sengenden Sonne oder Wind und Regen ausgesetzt. Oder er wurde an den Hangelenken anstatt mit Eisenschellen mit Seilen gefesselt und in einer möglichst unbequemen Haltung an eine Rahe gebunden.

Kielholen

Trotz allem war das Auspeitschen, das um den Mast Tanzen oder auch das in Ketten legen nicht so schlimm wie das Kielholen oder aussetzen. Diese beiden Strafen kamen einer Hinrichtung gleich. Beim Kielholen wurden dem Verurteilten an Armen und Beinen Seile gebunden,an denen man ihn unter dem Schiff durchzog. Bei der leichteren Form der Bestrafung zog man quer von der Seite auf die andere, bei der schweren dagegen längs am Kiel entlang, sodas die harten Schalen der am Schiffsrumpf angewachsenen Seepocken seine Haut zerschnitten. Gewöhnlich starb der solchermaßen bestrafte während des Kielholens an Ertrinken oder durch Haie, oder einige Tage später an seinen Verletzungen

Duelle

Die Strafe für das Streiten an Bord bestand meist darin, dass sich die beiden Gegner an Land mit Pistolen duellieren mussten. Verfehlten beide auf zehn Schritte entfernung ihr Ziel, mussten sie mit Degen weiterkämpfen. Wer zuerst den anderen verletzte war Sieger.

Aussetzen

Eine weitere Bestrafung für schwere Verfehlungen an Bord eines Piratenschiffes war das Aussetzen. Dazu wurden häufig Männer verurteilt, die während eines Gefechts desertiert waren oder Kameraden um den Anteil ihrer Beute betrogen hatten. Wer zum "Gouverneur einer Insel" ernannt wurde, also ausgestzt wurde, erhielt als ganze Ausrüstung nur ein Flasche Rum, eine Pistole, etwas Schießpulver und eine Kugel, Damit hatte er die Wahl, langsam zu verdursten oder sich selbst zu erschießen.

Die neunschwänzige Katze

Die am häufigste angewendete Bestrafung für Verstöße gegen die Artikel der Piraterie war das auspeitschen. Dazu verwendete man die Neunschwänzige Katze. Sie bestand aus  neun mit Knoten versehenen Strängen, die an einem mit Leder vermanteltem Stock befestigt waren. Besonders grausame Piraten soll die Stränge auch mit Angelhaken versehenhaben. Der zu bestrafende wurde so festgebunden, dass er auf den nackten Rücken geschlagen werden konnte. Vorgenommen wurde die Bestrafung vom Quartiermeister in Anwesenheit der gesamten Manschaft. Es kam aber auch vor, dass jedes Mitglied der Besatzung einen Schlag oder zwei Schläge ausführte, eine furchtbare Grausamkeit zumal es Piratenschiffe gab, die 180 Mann und mehr an Bord hatten. Mitunter wurde die Wirkung des Auspeitschens verstärkt, indem man Salz oder Meerwasser in die Wunden rieb.

Über die Planke gehen

Über die Planke gehen (auch Plankengehen) war eine Hinrichtungsform auf Piratenschiffen.

Der Verurteilte wurde an den Händen gefesselt und auf eine Planke gestellt, die so aufder Reling befestigt war, dass sie vom Schiff auf das Meer hinaus ragte. Der Verurteilte wurde dann mit einemSpeer gezwungen, zum Ende der Planke zu gehen, wo er ins Wasser fiel und meist ertrank.

Diese Hinrichtungsform ist Teil der Piratenlegende, wurde jedoch nur äußerst selten angewandt. In der Regel warfen Seeräuber ihre Gefangenen einfach über Bord. Nur ein Fall ist dokumentiert, von dem 1820 eine Zeitung berichtete.

 

Tanz am Hanfstrick

Obwohl die Einnahmen aus der Piraterie sehr groß sein konnten, war die Strafe für überführte Piraten der „Tanz am Hanfstrick” (ein Piratenausdruck für „Hängen”). Die Hinrichtung war ein öffentliches Ereignis, in London fand sie zum Beispiel immer am „Exekutions-Dock” in Wapping statt. Die verurteilten Piraten wurden in einer Prozession, angeführt von einem Offizier, von ihrem Gefängnis zum Hinrichtungsplatz geführt. Nach einer religiösen Zeremonie durfte sich der verurteilte Pirat noch einmal an die Öffentlichkeit richten, dann wurde er gehängt. Nach der Hinrichtung blieb der Leichnam für drei Gezeiten oder auch länger (als Abschreckung für andere) hängen.