Die Waffen der Piraten

Manche Piraten trugen ein regelrechtes Arsenal mit sich herum, wenn auch der eine diese, der andere jene Waffe bevorzugte. Alle hier gezeigten Waffen waren im so genannten " goldenen Zeitalter der Piraterie" von ca. 1660 bis 1730 weit verbreitet.

Das Waffenarsenal von Neunfinger-Jupp

Donnerbüchse

Eine wahrhaft Furcht erregende Waffe, wie der Name schon andeutet. Eine Art Kreuzung von Pistole und Muskete, mit der kleinkalibrige Munition verschossen wurde, die weit streute. Auf See wurde die Donnerbüchse eher selten eingesetzt, konnte aber in Nahkampf an Bord sehr wirksam sein.

Muskete

Vorderläufer Steinschloss

Musketen
Musketen

Als Vorläufer der Flinte konnte die Muskete in den Händen eines erfahrenen Piraten eine sehr zielgenaue Waffe sein, wenngleich das Laden viel Zeit in Anspruch nahm. Viele Bukanier entschieden sich für diese Waffe und waren gute Schützen.

Pistolen - Steinschlosspistolen

Steinschlosspistole
Steinschlosspistole

Steinschlosspistole

Diese Pistole war leicht und gut zu tragen und so besonders gut zum entern von feindlichen Schiffen geeignet. Ein Problem war, dass das Pulver der Pistole nicht nass werden durfte. Außerdem konnte mit dieser Pistole nur ein einziges Mal ohne nachzuladen gefeuert werden; der Pirat musste also entweder mehrere Pistolen bei sich tragen oder den Knauf der Waffe als Schlagstock benutzen, um sich nach dem Abfeuern verteidigen zu können.

Entermesser

Entermesser
Entermesser

Die bevorzugte Waffe aller Piraten. Ausgestattet mit einer kurzen, einschneidigen Klinge, war das Entermesser ideal für den Nahkampf. Dabei ließ man sich nicht auf einen Fechtkampf ein, sondern stach einfach auf den Gegner ein.

Als Entermesser oder auch als Hauer bezeichnet man in der Regel ein langes Messer mit breiter Klinge. Bekannt wurde diese Waffe als bevorzugte Nahkampfwaffe von Piraten ab dem 16. Jahrhundert. Diese Waffe soll sich aus den langen Messern, welche den Hirschfängern wohl ähnlich waren, der Bukaniere entwickelt haben, welche damit ihr Fleisch zum Grillen vorbereiteten. Neben dem Gebrauch als Waffe war es vor allem ein Werkzeug für die Schiffsbesatzung, um damit etwa Taue und Seile in der Takelage durchzuschneiden.
Die im Vergleich zu herkömmlichen Säbeln und Schwertern kurze, aber relativ schwere Klinge machte das Entermesser ideal für den Kampf auf dem begrenzten Raum von Schiffen und konnte sowohl als Hieb- als auch als Stichwaffe eingesetzt werden.
Entermesser gab es in verschiedenen Ausführungen, leicht gebogen oder gerade, mit umlaufendem Handschutz oder auch ohne. Allen gemein war, dass Entermesser in der Regel sehr preiswert waren, da billiger Stahl zu ihrer Herstellung benutzt wurde.
Offiziere der Kriegsmarinen waren auch mit Säbeln oder Schwertern ausgestattet, die oft kleiner waren als ihre Pendants im Heer. Ein langes, leicht gebogenes Entermesser oder ein kurzer Säbel wurden auch als Entersäbel bezeichnet.
Aus dem Entermesser als Werkzeug entstand die Machete, ein dickes, sehr kopflastiges Messer, welches sich hervorragend eignet, um Zuckerrohr zu schneiden oder dichte Vegetation zu lichten.

Dolch

Dolch
Da er leicht zu verbergen war, wurde der Dolch für überraschende Attacken benötigt und für Situationen, in denen kein Platz war, ein Schwert oder einen Degen zu schwingen.

Marlpfriem

Ähnlich einem Eispickel, mit Griff an abgerundeter Eisenkling, war der Marlpfriem eigenglich ein Werkzeug, das für verschiedene Arbeiten an Bord verwendet wurde. Wenn der Manschaft jedoch der Sinn nach Meuterei stand und keine anderen Waffen zur Hand waren, griff man gerne zum Marlpfriem

Axt oder Beil

Bordaxt
Diese Axt wurde von den Piraten hauptsächlich für Arbeiten am Schiff verwendet, war aber auch eine fürchterliche Waffe.

Pike

Pike
Die Pike war eine effektive Waffe, die es dem Seemann erlaubte den Gegner außerhalb Säbelreichweite zu halten und als erster zuzuschlagen. Sie wurde meist in der rechten Hand geführt, gezielt wurde auf das Herz des Gegners.

Armbrust

Die Armbrust durchlief drei wesentliche Entwicklungsstufen:

1. Die Armbrust mit hölzernem Bogen stellt die Urform dar. Sie wurde meist beidhändig gespannt, wobei das „Mündungsende“ der Waffe mit dem Fuß / den Füßen des Armbrustschützen in einer Art Steigbügel am Boden gehalten wurde. Spannhilfsmittel brauchten wegen der begrenzten Zugkraft nicht eingesetzt zu werden.

Stärkere Armbruste wurden mit dem Spanngürtelhaken gespannt, einem eisernen Haken, der vorn an einem Leibgurt hing. Zum Spannen des Bogens kniete sich der Schütze hin, um die Armbrustsehne in den Spannhaken zu legen, setzte dann seinen Fuß in den Steigbügel und spannte die Armbrust beim Aufstehen oder er hakte den Spanngürtel im Stehen ein, setzte einen Fuß in den Bügel und trat die Armbrust zum Boden hinunter.

Zwei mittelalterliche Armbruste mit Stahl- und Hornbogen

2. Die leistungsfähigere Form der Armbrust war mit einem Kompositbogen ausgestattet. Der Bogen war bei dieser Variante aus Schichten von Horn und Tiersehnen verleimt und bog sich ohne Bogensehne nach vorn (sog. Reflex). Diese Art von Bogen kam in Europa wahrscheinlich zu Ende des 12. Jahrhunderts durch Übernahme der Komposittechnik aus Byzanz oder Arabien in Gebrauch. Diese Art von Armbrust bedurfte wegen ihrer hohen Zugkraft meist einer Spannhilfe in Form von Flaschenzügen, Hebelkonstruktionen wie Geißfuß und Wippe, Winden oder Schrauben. Der Kompositbogen war sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit. So soll es vorgekommen sein, dass sich derartige Konstruktionen in der Schlacht bei einsetzendem Regen auflösten. Eine Armbrust mit Kompositbogen ist im rechten Bild unten zu sehen (mit aufgesetzter Zahnradwinde), die Zeichnung rechts daneben ist ein Querschnitt durch einen solchen Bogen. Sie zeigt den Aufbau aus verzahnten Hornstäben/Platten und Sehnenbelag.

„Wallarmbrust“ des 15. Jahrhunderts. Diese schweren Armbruste wurden auf die Mauer aufgelegt zur Verteidigung bei Belagerungen verwendet.

3. Die historisch leistungsfähigsten Formen der Armbrust wie die Arbalest mit stählernem Bogen kamen im 14. Jahrhundert auf. Sie war im Gegensatz zur Kompositbogenkonstruktion nicht mehr witterungsanfällig; zum Spannen mussten ebenfalls die o. a. Hilfen angewendet werden. Eine Armbrust mit Stahlbogen ist im rechten Bild oben zu sehen, rechts daneben eine Zahnrad-Spannwinde mit Kurbel.

Neben den tragbaren Armbrusten für die Feldschlacht gab es auch noch größere stationäre Geräte mit höherer Leistung, die auf Schiffen und zur Verteidigung von Burgen und Städten eingesetzt wurden wie die sogenannte Turmarmbrust oder Flaschenzugarmbrust, ähnlich der römischen Balliste, bei der allerdings die Torsionsspannung von verdrehten Faserbündeln genutzt wurde. Sie war zum Horizontalschuss bestimmt und hatte die typische Armbrustform. Man baute Turmarmbruste mit einer Länge von bis zu zehn Metern. Sie sind systematisch verwandt mit historischen Katapulten sowie neuzeitlichen Harnspurensytemen und Geschützen (Lafetten und Panzer)

Kanonen und Karronaden

Kanonen
Im 18. Jahrhundert wurden die Geschütze nach ihrem Geschoßgewicht klassifiziert. Die Rohre wurden mittels zweier Schildzapfen auf Räderlafetten montiert. Die vertikale Ausrichtung der Kanone konnte durch hölzerne Keile am hinteren Ende des Geschützes verändert werden. Eine 18-Pfünder-Kanone mit einer 5-Pfund-Ladung Pulver war in der Lage, auf eine Entfernung von 400 Metern massive Eiche von einem halben Meter Dicke zu durchschlagen.
Im Schnitt hatte ein gebräuchliches Schiff 8 Kanonen, es gab auch welche mit 40 und mehr.

Karronaden
Die Karronaden wurden im Jahre 1779 von General Gascoine in die Britische Marine eingeführt. Sie stammten aus den Eisenwerken Carron&Co. in Schottland, wo um 1774/75 die ersten Karronaden gegossen wurden. Diese Geschütze hatten ein großes Kaliber und ein kurzes, dünnwandiges Rohr. Die meisten waren bereits von Anfang an mit einem Feuersteinschloß versehen und hatten als erste Marinegeschütze ein angegossenes Visierlinienausgleichsstück, welches das Zielen erleichterte bzw. erst ermöglichte. Die Pulverladung war im Vergleich zu anderen Geschützarten kleiner, das Kugelgewicht im Vergleich zu Kanone bei gleicher Rohrlänge größer.
Auf Grund des niedrigen Gewichts benötigten die Karronaden nur eine Bedienungsmannschaft von drei Mann, erzielten aber trotzdem eine dreimal höhere Feuergeschwindigkeit als gewöhnliche Kanonen. Karronaden waren ausgesprochene Nahkampfwaffen. Ihre höchste Wirksamkeit erzielten sie in der Kernschußweite - das waren beim 68-Pfünder ungefähr 365m und beim 12-Pfünder etwa 180 m, wobei der 32-Pfünder die gebräuchlichste Karronade darstellte.

Viele Piraten trugen eine langstielige Axt in ihrem Gürtel, mit der sie Taue kappen und die Kabinentüren von geenterten Schiffen aufbrechen konnten.

Pulver, Geschosse und Ladevorgang

Geschosse
RUNDKUGELN - in früheren Zeiten aus behauenen Steinen, seit dem 17. Jahrhundert aus Eisen, waren die präzisesten Geschosse die abgefeuert werden konnte. Mit ihnen wurden die hölzernen Hüllen der gegnerischen Schiffe zerschmettert.
KETTEN- ODER STANGENKUGELN - Zwei Kugeln, die durch eine kurze Kette oder Stange verbunden waren. Sie wurden verwendet, um die Takelage und das Rigg des Gegners zu durchtrennen und so seine Manövrierfähigkeit herabzusetzen. Ketten- und Stangenkugeln waren aber sehr ungenau und darum nur auf kurze Entfernung wirksam.
TRAUBENGESCHOSSE - meist 12 kleine Kugeln in einem Bündel, das nach dem Abschuß aufbrach, und die Ladung über das Deck des Gegners verstreute.
KARTÄTSCHEN. Kleine Kugeln, die in einem Segeltuchsack eingenäht waren.
Die beiden zuletzt genannten Geschoßarten waren für den Kampf gegen Personen bestimmt.

das Pulver
Schwarzpulver besteht aus einer Mischung von Salpeter, Schwefel und Holzkohle. Ursprünglich zu gleichen Teilen gemischt war das Verhältnis später ca. 75:15:10. Das erste Pulver war einfach nur eine Mischung aus den drei gemahlenen Komponenten. Es war in seiner Handhabung sehr gefährlich und mußte oft vor Gebrauch neu gemischt werden. Später wurde das Pulver mit Wasser, Wein oder anderen Flüssigkeiten gemischt, durch eine Leinwand gepresst und als kleine Kügelchen getrocknet.
Das Schwarzpulver erzeugte eine große Menge dichten Rauchs, der bei einer Seeschlacht schnell die Sicht einschränkte. Auch in den Rohren der Geschütze lagerte sich eine dicke Schicht von Rückständen ab, die ausgekratzt werden mußte.

Ladevorgang
Um eine Kanone feuerbereit zu machen wurde zuerst mit dem Ladestock eine Ladung Pulver in den Lauf gerammt, darauf kam, zwischen zwei Pfropfen, das Geschoß. Der Geschützführer stach dann mit einer Nadel durch das Zündloch auf der Oberseite des Rohrendes durch den Pulversack und schüttete etwas feines Pulver durch das Loch. Dann wurde das Geschütz mit Hilfe der angebrachten Taljen durch die Stückpforte ausgerannt. In früheren Zeiten wurde einfach das eingestreute Pulver mit einer glimmenden Lunte gezündet. Später wurden dann mit Hilfe eines Steinschloßes, wie sie auch bei Pistolen oder Musketen üblich waren, ein Funke erzeugt der die Ladung zündete. Beim Abschuß prallte die Kanone heftig in das Schiffsinnere zurück und wurde durch die an der Lafette befestigten Brooktaue aufgefangen. Das Rohr wurde ausgekratzt und naß ausgewischt um sämtliche glühenden Rückstände zu entfernen, und dann begann der ganze Prozess von vorne.

 

Das Pulverhorn

In Pulverhörnern wurde das Schießpulver für die verschiedenen Flinten, Musketen und Pistolen der Piraten aufbewahrt.